Moser Speck aus Südtirol – Matthias Moser
130 Mitarbeiter verwandeln ca. eine Million Schweineschlegel pro Jahr hauptsächlich in Südtiroler Speck g.g.A., produziert an drei nah beieinander liegenden Standorten in Plaus im Vinschgau. Matthias Moser leitet die Abteilungen Verkauf, Personal und Controlling von Moser Speck – einem erfolgreichen mittelständischen Familienbetrieb in Südtirol. Elegant wirkt der gerade einmal 31-jährige Unternehmer, er passt gut in sein Büro in der Chefetage.
„Wir sind ein Familienunternehmen, da übernimmt jeder die Aufgabe, die er oder sie am besten kann. Wir haben keine besondere Generationen-Strategie. Meine Schwester, die älteste von uns drei Kindern, hat Design studiert und arbeitet nun im Marketing. Mein älterer Bruder ist Metzgergeselle. Er kümmert sich um den Einkauf und die Transporte, später wird er von unserem Vater die Verantwortung für die Produktion übernehmen. Ich habe schon in meiner Kindheit, vor allem in den Ferien, gern im Betrieb mitgeholfen und konnte so das Handwerk quasi nebenbei erlernen. Was mir aber wirklich liegt, sind Ordnung, Struktur und Zahlen.“ Etwas, was er von seinem Opa hat.
Die Firma, die Adolf Moser 1974 gemeinsam mit seinem Bruder Walter gründete, feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Der Anfang ergab sich fast spielerisch. Adolf Moser, damals seit vielen Jahren als Einkäufer für die Spar Supermärkte tätig, wollte sich ein zweites Standbein aufbauen und begann etwa 100 Hammen die Woche zu Speck zu verarbeiten. Der Spar-Chef wurde sein erster großer Kunde, der 150 Hammen in einer Woche orderte und Adolf Moser vor logistische Herausforderungen stellte. Fortan prägte Innovationsgeist das Unternehmen. „Fortschritt ist unsere Tradition“ sagt Matthias Moser „er beeinflusst bis heute das Wachstum unseres Unternehmens.“
Ein wichtiger Schritt war beispielsweise 2007 die Entscheidung, die Fratelli Beretta-Gruppe mit einem Anteil von 33 Prozent ins Unternehmen zu holen, bis dahin wurden bei Moser nur Rohlinge und Stückware produziert. „Beretta, als Marktführer bei der Fächerware, also Aufschnitt-Produkten, hat uns mit Knowhow den Einstieg in dieses Marktsegment mehr als erleichtert. Mittlerweile erzielen wir über 50 Prozent des Umsatzes mit der Fächerware.“
Mit Haarnetz, Maske, Kittel, Schuhüberzieher und Hygiene-Schleuse geht es in die Produktion und damit in eine andere Welt - eine aus Edelstahl, Sauberkeit, Kälte und Rauch. Die braucht es, um ein Stück Schweinefleisch innerhalb von sechs Monaten in einen leckeren, zarten, rosa bis weinrot changierenden Speck zu verwandeln, dessen würziger Geruch uns verführerisch in die Nase steigt und der, angerichtet mit Käse, Schüttelbrot und Wein zu einem Symbol Südtiroler Genüsse geworden ist.
Ob es ein Familien-Geheimrezept für die Verwandlung gibt? „Die Hauptzutaten für einen guten Speck sind Salz, Pfeffer und Rauch. Das ist kein Geheimnis, das braucht jeder gute Speck. Das Geheimnis liegt eher im Detail. Welche Kräuter geben wir noch bei? Wie lange und mit welchem Holz wird geräuchert? Einen guten Moser Speck macht aus, dass er nur so viel Salz wie nötig enthält und einen dezenten, leichten Rauchgeschmack hat. Mild soll er sein, so zumindest mögen ihn unsere italienischen Kunden. Dafür salzen wir die Schlegel nach wie vor von Hand.“
Bei der Frage nach der Zukunft des Specks lächelt Matthias Moser zufrieden. „Ich bin da sehr zuversichtlich, denn gerade junge Menschen mögen Speck. Ich sehe ein großes Wachstumspotenzial im Ausland, vor allem in Amerika. Um dieses zu nutzen, braucht es eine gemeinsame Strategie der Südtiroler Produzenten im Konsortium. Im Zusammenschluss können wir uns einen starken Markenauftritt auf Messen, in TV-Kampagnen und bei Werbeinitiativen leisten.“
Fotos: Thomas Rötting, Frieder Blickle